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2.Rückfallerklärungen

2. Rückfallerklärungen

 

2.1 Wenig hilfreiche Rückfallerklärungen

 

"Alkoholiker sind willensschwach." Leider herrscht noch vielfach die Meinung vor, dass Rückfälle Ausdruck von Willensschwäche, Charakterschwäche, Gleichgültigkeit und Unwilligkeit sind. Es wird unterstellt, dass der Rückfällige böswillig und unmoralisch handelt.

 

"Alkoholiker sind uneinsichtig." Dem Rückfälligen wird unterstellt, dass er sich nicht mit seiner Alkoholproblematik auseinander setzt, dass er unmotiviert und abstinenzunwillig ist.

 

"Alkoholiker können eben nicht anders." Der Abhängige wird als krank, nicht selbstverantwortlich und passiverleidend angesehen. Ein unwiderstehliches Verlangen ("Suchtdruck") bringt ihn zum Rückfall.

 

Solche Rückfallerklärungen sind wenig hilfreich, weil sie Menschen abwerten und dazu beitragen, dass Abstinenzmotivation und Behandlungsbereitschaft sich verringern. "Warum soll ich mich bemühen, wenn ich sowieso nicht anders kann."

 

Solche Bewertungen von Rückfällen lassen bereits erreichte positive Veränderungen außer Acht und tragen dazu bei, dass Rückfälle in Katastrophen enden anstatt aufgefangen und bearbeitet zu werden. Welcher Rückfällige, der sich schämt und als Versager fühlt, sucht schon Hilfe und Unterstützung bei Menschen, von denen er hören wird: "Du bist uneinsichtig und ein hoffnungsloser Fall!" Genauso gut oder schlecht kann er weitertrinken.

 

2.2 Hilfreiche Rückfallerklärungen

 

"Rückfälle werden als beeinflussbare Phänomene angesehen." Risikoreiche Situationen und belastende Lebensereignisse (Arbeitsplatzverlust, Beziehungsprobleme, schwere Erkrankungen) können die Abstinenz gefährden, wenn keine anderen geeigneten Lösungswege gefunden werden. Ungünstige gedankliche und emotionale Prozesse fördern die Bereitschaft, wieder zum Alkohol zu greifen, z. B. Selbstvorwürfe oder Unzufriedenheit mit der Abstinenz.

 

"Rückfälle werden als ‚Schutzversuche‘ angesehen." Abstinenz bedeutet für viele Abhängige auch den schmerzhaften Verzicht auf eine Substanz, die bisher geholfen hat, sich vor Kränkungen, vor Resignation und vor anderen unerträglichen Leiden zumindest zeitweise zu schützen. In solchen Situationen ist für Abhängige der Rückfall oft ein Kompromiss zwischen einer unlösbar erscheinenden Belastung und deren Scheinlösung im erneuten Alkoholkonsum. Direkte Auslöser des Rückfalles können kleine, unbedeutende Ereignisse sein, der eigentliche Hintergrund für den Rückfall ist z. B. die empfundene Kränkung, d. h. die tief greifende Störung des Selbstwertgefühls.

 

"Rückfälle werden als systemerhaltende Versuche angesehen." Die Abstinenz stellt für das Zusammenleben mancher Familien dann eine Bedrohung dar, wenn alte, verdeckte und in der Phase des massiven Trinkens zurückgestellte Konflikte wieder in den Vordergrund rücken. Ein Rückfall in solch einer Konfliktsituation ist der Versuch, das phantasierte bzw. befürchtete Auseinanderbrechen der Familie durch das erneute Trinken abzuwenden. Rückfälle können einen Widerstand gegen zu viele oder zu schnelle Veränderungen ausdrücken.


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